Kapitel 3. Über das Aufzeichnen von Fernsehbildern (1970)
Die Kapitel 1 und 2 sollten Sie bereits gelesen haben.
Welche Bandbreite ist erforderlich?
Es müssen nicht immer 5 MHz sein.
Wir haben im ersten Kapitel bereits einiges über den großen Frequenzbedarf bei der Übertragung von Fernsehbildern erfahren. Die folgenden Ausführungen sollen dies weiter vervollständigen und damit die in der Überschrift gestellte Frage beantworten.
.
In Abbildung 38 ist eine Fernsehzeile schematisch in gleich große schwarze und weiße Felder unterteilt. Diese Felder sind so breit wie die Zeile hoch ist und stellen damit die kleinsten wiederzugebenden Bildeinzelheiten dar. Ein solcher „Bildpunkt" wird dabei durch den vom Elektronenstrahl erzeugten Leuchtfleck auf dem Bildschirm gebildet. Setzen wir zunächst einmal diese idealisierte quadratische Form der Bildpunkte voraus, so entfallen beim Format 4:3 auf eine Zeile 833 Bildpunkte ( 6253 / 4 ); ein 625 Zeilenbild hat demnach rund 520.000 Bildpunkte.
.
Da in einer Sekunde 25 Vollbilder oder 50 Halbbilder übertragen werden, ergibt eine weitere Multiplikation etwa 13 Millionen Bildpunkte, die in einer Sekunde auf dem Bildschirm geschrieben werden können.
Im Studio 6,5 MHz - zu Hause nur 2,5 MHz
Aus Abbildung 38 sehen wir weiter, daß sich eine Schwarzweiß-Schwingung aus einem positiven und einem negativen Höchstwert zusammensetzt, d. h.: 13 Millionen Bildpunkte haben eine Folgefrequenz von 13 Mill. : 2 = 6,5 Millionen Hertz oder 6,5 MHz. Aus praktischen Gründen schränkt man diese „obere Grenzfrequenz" des Videosignals auf ungefähr 5 MHz ein, die beispielsweise von Studio-Magnetbandgeräten auch einwandfrei aufgezeichnet werden können.
Wenn man jedoch einen Heim-Video-Recorder zu einem vernünftigen Preis anbieten will, kann auf viele Spezialeigenschaften der Studiomaschinen verzichtet werden.
Es hat sich in der Praxis herausgestellt, daß es bei Heim-Aufzeichnungsgeräten nicht nötig ist, mit diesen recht hohen Frequenzen zu arbeiten. Eine obere Grenzfrequenz von ca. 2,5 MHz hat sich als völlig (???) ausreichend erwiesen und kann als vernünftiger Kompromiß zwischen technischem Aufwand, guter Bildwiedergabe-Qualität und einer realistischen Preisvorstellung angesehen werden. (Das war der Stand von 1970 !!!)
Von relativen und effektiven Geschwindigkeiten
Prinzipielles über den Bandtransport und seine Möglichkeiten
Wegen dieser großen Bandbreite des Videosignals können dessen Informationen mit von herkömmlichen Tonbandgeräten bekannten Verfahren (Längsspur-Aufzeichnung) nicht befriedigend auf Magnetband gespeichert werden. Auch wenn man für preiswerte Heim-Aufzeichnungsgeräte eine bei 2,5 MHz liegende obere Frequenzgrenze für das Videosignal zuläßt, müssen vom Konventionellen abweichende Verfahren hinsichtlich der Informationsspeicherung angewendet werden.
Die Spaltbreite im Magnet-Kopf
Die erzielbare obere Frequenzgrenze hängt grundsätzlich von zwei verschiedenen konstruktiven Werten ab: der Spaltbreite im Magnetkopf und der Bandgeschwindigkeit.
Eine Verkleinerung des Kopfspaltes unter die bei Tonbandgeräten üblichen Werte von 0,001 bis 0,002 mm ist wegen der Längenausdehnung der Eisenoxyde (ebenfalls ca. 1u) nicht möglich. Der Kopfspalt würde dann kleiner sein als die Oxydteilchen und es träte ein "magnetischer Kurzschluß" auf. Die Lösung kann daher letztlich nur in einer Erhöhung der effektiven Bandgeschwindigkeit liegen. (Anmerkung: Sehr schlecht erklärt!).
Setzt man diese auf die erforderlichen Werte von mehreren Metern pro Sekunde herauf, so bringt das bei Geräten mit feststehenden Magnetköpfen schwierige mechanische Probleme mit sich. Außerdem wird die Spielzeit wegen des großen Bandverbrauches in "unzulässiger" (unzulässig ? wieso das ?) Weise reduziert.
.
So kam "man" zu der Überlegung, auch den Magnetkopf gegenüber dem Magnetband beweglich zu machen.
- Anmerkung: Idee und Patent zur Schrägspur- aufzeichnung bereits 1934 von dem Deutschen Dr. Fritz Schröter bei der AEG.
Es gibt mehrere dafür geeignete Möglichkeiten, die alle darauf hinzielen, zusätzlich zum normalen Bandlauf eine weitere Bewegungskomponente zwischen Band und Kopf zu gewinnen. Bei entsprechender Ausführung braucht dann die effektive Bandgeschwindigkeit und damit ebenfalls der Bandantrieb nicht über die bei Tonbandgeräten üblichen Werte bzw. Verfahren hinaus verändert zu werden. Es addiert sich hierzu ja die wesentlich höhere „Kopfgeschwindigkeit" gegenüber dem Band, so daß sich eine relative (besser formuliert "wirkliche") Bandgeschwindigkeit von mehreren Metern pro Sekunde einstellt.
Der Dreh mit dem rotierenden Kopf
Oder wie man auf einfache Weise ein Problem löst
Wie in der Überschrift bereits angedeutet, kann man den Magnetkopf zur Lösung dieser Aufgabe beweglich (drehbar) = rotierend anordnen. Eine verhältnismäßig einfache Konstruktion ergibt sich beispielsweise nach Abbildung 39. Wir sehen, daß der Magnetkopf auf einer rotierenden Scheibe sitzt, die in einer trommelförmigen Halterung läuft, während das Magnetband um diese Trommel herumgeführt wird. Der technische Trick des rotierenden Kopfes wird in abgewandelter Form übrigens auch bei den großen Studio-Aufzeichnungsmaschinen angewendet.
Wir erkennen aus Abbildung 39 weiter, daß sich in der Wand der runden, feststehenden Trommel ein Schlitz befindet, durch den der Magnetkopf am außen herumgeführten Magnetband anliegt. Die Kopfscheibe (rd. 15cm Durchm.) dreht sich bei dem erwähnten Philips Video-Recorder-Typ mit 3.000 Umdrehungen pro Minute, so daß hierbei eine effektive Geschwindigkeit des Magnetkopfes von ca. 24 Metern pro Sekunde auftritt. Bei den neuen Philips Heim-Video-Recordern LDL 1000 und LDL 1002 wird eine Modifizierung dieses Verfahrens angewendet: statt eines einzelnen rotierenden Kopfes benutzt man zwei elektrisch in Reihe geschaltete Köpfe. In Abbildung 40a und 40b ist gezeigt, daß das Magnetband dann nur halb um die Trommel herumgeführt wird. Hierauf sowie auf die ebenfalls etwas abweichende Trommelkonstruktion wird später noch näher eingegangen.
Bilder auf der Schrägspur
Hier wird der gesamte Bildinhalt mit den Synchronimpulsen aufgezeichnet
Wie es zum Aufzeichnen von schrägen Spuren auf dem Magnetband kommt, wird aus den Abbildungen 41 und 42 ersichtlich.
Das Magnetband ist hier in einer Windung schraubenförmig um den ganzen Umfang der senkrecht stehenden Trommel gelegt, wobei sich eine Steigung ergibt, die der Breite des Bandes entspricht.
Mit anderen Worten: Man führt das Band schräg in einer Schleife um die Trommel herum, in der sich der die dünne Scheibe mit dem horizontal drehenden Magnetkopf befindet.
Durch beide Bewegungsvorgänge (schleifenförmiger Bandlauf und horizontale Kopfbewegung) werden nun diagonal verlaufende Spuren auf das Band geschrieben.
Wegen des hochgenauen kontinuierlichen Bandvorschubs erscheinen die Spuren natürlich in einem genau definierten Abstand (Abbildung 43).
Bei 2 Magnet-Köpfen nur halbe Geschwindgkeit
Bei den Philips Video-Recordern LDL 1000/1002 weisen beide Magnetköpfe nur die halbe Geschwindigkeit auf, nämlich 1500 Umdrehungen pro Minute. Da sie jedoch in Serie geschaltet sind, zeichnen auch sie zwei hintereinander liegende Schrägspuren auf das Band.
Wenn der erste Kopf nach dem Schreiben des ersten Halbbildes das Band verläßt, fängt der zweite mit dem Schreiben des zweiten Halbbildes gerade an. Beide Aufzeichnungen gehen ineinander über und bilden zusammen den Inhalt eines kompletten Vollbildes aus 625 Zeilen (Abbildung 44).
Weil sich die Einzelkopfscheibe mit 50 Umdrehungen pro Sekunde dreht (3000 / 60) und in der gleichen Zeiteinheit auch 50 Halbbilder im Fernsehsignal enthalten sind, wird demnach auf einer vom Magnetkopf geschriebenen Spur ein vollständiges Halbbild einschließlich der Zeilen- und Bildsynchronimpulse gespeichert.
Die Rechnung für zwei Magnetköpfe, halbe Geschwindigkeit und halbe Trommelumschlin-gung des Bandes ergibt das gleiche Ergebnis: 1500 x 2 / 60 = 50 Spuren in der Sekunde und damit 50 aufgezeichnete Halbbilder.
Der Ton (zum Bild) läuft am Rande mit
Und auch die Bild-Synchronimpulse finden dort Platz
Für die Speicherung der sychron zum Bild laufenden Tonereignisse ist bei den Video-Recordern LDL 1000/1002 die obere der beiden Randspuren vorgesehen. Der Ton wird dort, wie vom Tonbandgerät her bekannt, mit einem feststehenden, kombinierten Aufnahme-Wiedergabe-Kopf in Längsrichtung aufgezeichnet (Abbildung 44). Auf die noch freie untere Randspur werden herausgefilterte Bild-Synchronimpulse des Sendersignals aufgeschrieben. Ihre Aufgabe ist im folgenden Absatz erläutert.
Drehzahlen im Gleichtakt
Impulse steuern die exakte Spurhaltung
Auf den schrägen Video-Spuren ist das komplette Bildsignal untergebracht. Hierzu gehören auch die Synchronisierimpulse, die im angeschlossenen Fernsehempfänger für einen einwandfreien Bildstand sorgen. Darüber hinaus werden die (vertikalen) Bildsynchronimpulse noch einmal allein auf der unteren Randspur festgehalten, weil man sie für einen besonderen Regelungsvorgang im Recorder benötigt.
Da wir auch für die Wiedergabe der aufgezeichneten Bilder denselben Magnetkopf benutzen, muß nämlich sichergestellt sein, daß er genau auf diesen Video-Spuren läuft und sich nicht etwa zwischen zwei Spuren bewegt. Um dieses richtig steuern zu können, ist im Video-Recorder eine als „Kopfservo" bezeichnete Einrichtung vorhanden, mit der die Drehzahl der Kopfscheibe genau eingeregelt und außerdem der Magnetkopf exakt auf den Spuren gehalten wird. Die Bildsynchronimpulse auf der Randspur sowie andere im Video-Recorder erzeugte und von der Drehzahl der Kopfscheibe abhängige Impulse dienen hierbei als Bezugspunkte für die Steuerung der Kopfdrehzahlen.
.
Kapitel 4.
Über Technik und Bedienung des Heim-Video-Recorders
Eine Anmerkung dazu aus 2014:
Bitte beachten Sie, wir befinden uns im Jahr 1970 !!! und der normale Bürger in Deutschland West hat keinerlei Erfahrung mit Videorecordern. Es war schlicht Luxus, daran auch nur zu denken.
Von Deutschland Ost oder den anderen benachbarten Staaten wollen wir dabei gar nicht erst anfangen. Selbst in der Schweiz war ein Videorecorder zu der Zeit absoluter Luxus.
Allgemeine Beschreibung des Aufbaus und der Wirkungsweise
Trommel mit Magnetköpfen
Die in Abbildung 39 und 41 gezeigte feststehende Magnetkopf-Trommel unterscheidet sich in wesentlichen Details von der in den Video-Recordern LDL 1000/1002 verwendeten, schräg montierten Trommel, die in Abbildung 45 dargestellt ist. Hier ist nur das untere Trommelteil fest montiert, während das Oberteil drehbar ausgeführt und mit dem Antriebsmotor verbunden ist. Die Kopfscheibe besitzt eine Wirbelstrombremse, auf die später noch eingegangen wird.
Im Gegensatz zu den bisherigen Philips Video-Recordern berühren die kreisenden Magnetköpfe bei den LDL 1000/1002 das Band nicht durch einen Schlitz in der Trommel, sondern werden zusammen mit der rotierenden oberen Trommelhälfte am Magnetband entlanggeführt. Die Drehrichtung der schrägstehenden Trommel stimmt hierbei mit der Laufrichtung des Bandes überein. Man verzichtet also bewußt auf den nur geringen Vorteil einer kleinen Erhöhung der relativen Bandgeschwindigkeit (durch eine gegenläufige Kopf-/Bandbewegung), um dafür andere und wesentlich wichtigere Probleme elegant lösen zu können. Dazu gehören auch ein unkomplizierter, stabiler Bandlauf mit kleinem Bandzug, die Gewährleistung der Kompatibilität (Austauschbarkeit bespielter Bänder) und ein verhältnismäßig geringer Aufwand auf der Antriebsseite.
Die beiden Magnetköpfe der Video-Recorder LDL 1000/1002 sind in der oberen Trommelhälfte fest eingeklebt. Dies ist sehr wichtig für die Kompatibilität, da bereits ein recht geringer Winkelversatz beider Köpfe das einwandfreie Abtasten „fremder", also auf anderen Geräten aufgezeichneter Spuren, unmöglich machen würde.
Bei einem evtl. notwendigen Ersatz muß also die obere Kopftrommel komplett ausgewechselt werden. Ein anderes bedeutungsvolles Detail ist in dem Foto in Abbildung 46 zu erkennen: Die Oberfläche der Trommelaußenseite ist mit schrägen Riefen versehen. Dadurch werden beim Rotieren winzige Luftmengen in Drehrichtung mit-transportiert und gelangen so zwischen Trommel und Band.
Die schrägstehende Trommel hat einen Durchmesser von 105 Millimetern, sie dreht sich mit 1.500 U/min, so daß die Magnetköpfe beim Schreiben und Lesen des Fernsehbildes das Band mit einer relativen Geschwindigkeit von 8,08m/s überstreichen. (Kopfgeschwindigkeit abzüglich Bandvorschub ergibt Abtastgeschwindigkeit.)
Der Bandantrieb
Die Philips Heim-Video-Recorder LDL 1000/1002 besitzen zwei Motoren (Abbildung 47), von denen einer den Antrieb der vorstehend beschriebenen Kopftrommel übernimmt. Der andere Motor ist für den normalen Bandlauf bei Aufnahme und Wiedergabe sowie bei schnellem Vor- und Rücklauf vorgesehen. Aus den Abbildungen auf diesen Seiten können wir die zwei verschiedenen Antriebsarten erkennen: den Capstan-Antrieb für den normalen Bandvorschub sowie den Wirbelstrom-Antrieb für die Bandteller.
Beim Capstan-Antrieb ist die Motorachse über einen Riemen mit der Schwungmasse verbunden, die ihrerseits die Bandantriebswelle trägt (Abbildung 48). Bei Aufnahme und Wiedergabe wird das Band in bekannter Weise von einer Gummiandruckrolle gegen die Welle gedrückt und so mit konstanter Geschwindigkeit und schlupffrei angetrieben.
Die Gummiandruckrolle trägt auf ihrer Lauffläche eine spezielle Riffelung, um einen besonders guten Oberflächenkontakt zu erzielen (Abbildung 49).
Der Wirbelstrom-Antrieb
Der Wirbelstrom-Antrieb stellt eine sehr vorteilhafte und vor allem verschleißfeste Antriebsart der Spulenteller bei langsamen und schnellen Drehzahlen dar. Nach Abbildung 50 sitzen auf der Motorachse zwei übereinander angeordnete radial-magnetisierte Scheiben, die, betrachtet man hierzu Abbildung 48, in Stellung normaler Bandlauf etwas nach rechts schwenken, so daß die Aluminiumscheibe des rechten Spulentellers weiter eintaucht.
Ist der Motor eingeschaltet, drehen die Magnetscheiben entgegen dem Uhrzeigersinn und treiben so den rechten Bandteller zum Aufwickeln an. Der linke Bandteller wird durch eine Friktionsscheibe schwach abgebremst. Dies hat beim Abwickeln ein stetiges Straffhalten des Bandes zur Folge, während sich am rechten Teller ein ebenso kontinuierliches Aufwickeln ergibt. Der Wirbelstrom-Antrieb wirkt also beim normalen Bandlauf als ideales „induktives" Bandteller-Antriebssystem, so daß man auf die sonstigen mechanischen Reibrad- oder Rutschkupplungen verzichten kann.
Feinheiten bei Vor- und Rücklauf
In Stellung schneller Vorlauf wird der beweglich eingebaute Motor weiter nach rechts geschwenkt, so daß die Aluminiumscheibe des Aufwickeltellers noch tiefer in den Zwischenraum der beiden Magnetscheiben eintaucht. Bei gleicher Motordrehrichtung wie oben wird die Aluminiumscheibe jetzt wesentlich stärker beeinflußt und dadurch auf die für das Umspulen erforderliche höhere Umdrehungsgeschwindigkeit gebracht. Der gleiche Vorgang spielt sich sinngemäß in Stellung schneller Rücklauf ab, wenn der Motor nach links geschwenkt wird und die Scheibe des linken Bandtellers weiter zwischen die Antriebsscheiben eintaucht. Für das Abbremsen sind am Rand der Spulenteller die üblichen Bremsen vorhanden. Wie schon erwähnt, haben obere Trommelhälfte und Magnetband gleichen Drehsinn bzw. gleiche Laufrichtung.
Dies ergibt Vorteile beim Bandtransport, weil einmal die Reibung zwischen Band und Trommel verringert wird und - dies ist der wesentlich wichtigere Punkt - sich durch die besondere Oberflächenbeschaffenheit der rotierenden Trommel ein dünnes, gleichmäßiges Luftpolster zwischen Band und Trommelwand aufbaut. Die schrägen Riefen befördern aber nicht nur Luft in diesen winzigen Zwischenraum hinein, sondern bewirken damit gleichzeitig einen festen, einwandfreien Andruck der Bandunterkante an die vorhandenen Bandführungselemente. Das hat für eine exakte Abtastung der aufgezeichneten Magnetspuren und für die Gewährleistung der Kompatibilität gleich große Bedeutung.
Die Bandführung
Nach Abbildung 51 besteht die Bandführung an der unteren, feststehenden Trommelhälfte aus einem Stahlband, das von drei speziellen Justierstiften gehalten wird. Dieses Stahlband stellt man in der Fabrik mit einem sog. Mutter-Justierband äußerst sorgfältig ein. Eine weitere Führung erfolgt durch die besondere Winkelstellung zweier Bandumlenkstifte links und rechts von der Trommel sowie durch zwei Umlenkrollen und eine Bandführung neben dem Audio-/Sychronkopf. Auch sie werden natürlich im Werk genau justiert.
Ist die Bandführung nach diesen Einstellarbeiten einwandfrei in Ordnung, so wird jedes Band infolge der beschriebenen, beim Passieren der Kopftrommel wirksam werdenden physikalischen Faktoren immer in stets gleicher Lage um die Trommel herumgeführt. Ein Bandaustausch ist deshalb ohne weiteres möglich, zumal ja auch die beiden Magnetköpfe durch das werksseitige Einkleben eine genau definierte Lage zum Band haben.
Anmerkung : Das war die graue Theorie - die Praxis sah anders aus.
.
Bandführung mittels Luftpolster
Die sich einstellenden, vorteilhaft kleinen Bandzüge beruhen also auf dem neuartigen Prinzip der reibungsarmen horizontalen Bandführung mittels des Luftpolsters um die schräg stehende Trommel, wobei selbstverständlich auch die Verwendung von in gleicher Ebene laufenden Bandtellern eine Rolle spielt. Es muß noch erwähnt werden, daß die Kopftrommel bei eingeschaltetem Gerät ständig rotiert, was u. a. vorteilhaft für ein schnelles Synchronisieren auf die Videospuren und Einregulieren der Bildphase ist. Die aufgezeichneten schrägen Video-Spuren haben eine Breite von 0,17 mm, der Spurmittenabstand beträgt 0,22 mm, während Ton- und Synchronspur je 0,7 mm Breite aufweisen (s. auch Abb. 44).
Der sogenannte Kopfservo
Auch die Achse der drehbaren Magnetkopfscheibe trägt eine Aluminiumscheibe, auf die eine Wirbelstrombremse einwirkt. Mit ihrer Hilfe wird die genaue Drehzahl eingehalten, die erforderlich ist, um eine Synchronisierung zu erzielen
und beizubehalten.
Unter Synchronisierung verstehen wir hier das einwandfreie „Auflaufen" und Verbleiben der beiden kreisenden Magnetköpfe auf den aufgezeichneten schrägen Video-Spuren. Hierfür ist eine Hilfseinrichtung vorhanden, die als Kopfservo bezeichnet wird. Sie gewinnt aus den auf der Impulsspur gespeicherten Bild-Synchronimpulsen eine Regelspannung, die über eine entsprechende Vorrichtung die Drehzahl des Motors verändert.
Die Einzelheiten der Synchronimpulse
Das Schema in Abbildung 52 gibt uns weitere Hinweise auf die Funktion dieses Regelkreises bis zum Erreichen eines synchronisierten Zustandes. Die 25-Hz-Randspur-Impulse (nur jederzweite Bildsynchronimpuls wird gespeichert) werden vom feststehenden Synchronkopf vom Band abgenommen, das mit der normalen Geschwindigkeit von 16,84cm/s transportiert wird.
Gleichzeitig gelangen 25-Hz-Bezugsimpulse von der Kopfscheibe an die Vergleichsstufe, wo aus der Phasenlage beider Impulse eine Regelspannung gewonnen wird. Die Kopfscheibe trägt nämlich einen kleinen Magneten, der in einem feststehenden Magnetkopf pro Umdrehung einen Impuls erzeugt.
Die Vergleichsstufe ist dem Phasenvergleich im Zeilenoszillator eines Fernsehgerätes ähnlich. Eilt infolge zu schneller Drehzahl z. B. der von der Kopfscheibe kommende Impuls gegenüber dem Synchronkopf-Impuls vor, so wird die in der Vergleichsstufe erzeugte Regelspannung so lange eine Verminderung der Kopfdrehzahl herbeiführen, bis der Sollwert erreicht ist.
Derselbe Vorgang spielt sich mit umgekehrtem Vorzeichen bei anfänglich zu langsamen Trommeldrehzahlen ab.
Regelung mit der Wirbelstrombremse
Die Abbildungen 53 (und 54) zeigen die Wirbelstrombremse ober- und unterhalb des Chassis. Sie besteht aus einer Aluminiumscheibe und einer Spule mit Weicheisenkern. Die Wirbelstromverluste, und damit der bremsende Effekt, sind je nach auftretender Regelgröße unterschiedlich stark, so daß sich schnellere oder langsamere Kopftrommel-Drehzahlen einstellen bzw. diese nach erfolgter Synchronisierung auf einem konstanten Wert gehalten werden.
Das Zusammenspiel der Baugruppen
Wir verfolgen zunächst den Weg der vom Adapter kommenden und aufzuzeichnenden Video-Signale. Sie erreichen schließlich den FM-Modulator, der eine sehr wichtige Funktion erfüllt. Wir erinnern uns an die Darstellung der FM-Modulation im ersten Kapitel, wonach niederfrequente Schwingungen als Frequenzänderungen der Trägerwelle in Erscheinung treten.
Überträgt man dies auf die Stufe im Video-Recorder, so modulieren die vom Fernsehgerät kommenden (niederfrequenten) Videosignale den im Oszillator erzeugten Träger hier in gleicher Weise. Wir erhalten am Ausgang des Modulators also ein frequenzmoduliertes Trägersignal, das wesentlich leichter vom Aufzeichnungsgerät verarbeitet werden kann als ein „echtes" Videosignal. Die Umsetzung in eine Frequenz-Modulation wird deshalb auch in großen Video-Bandgeräten praktiziert.
Vor dem Modulator werden die Bildsynchron-Impulse über einen Tiefpaß aus dem Videosignal herausgefiltert und dem Synchron-Magnetkopf zwecks Aufzeichnung auf der Randspur des Bandes zugeleitet. Das Tonsignal erreicht ebenfalls auf direktem Wege den Audio-Magnetkopf.
Ein rotierender Video-Transformator
Für das Video-FM-Signal mußte man allerdings noch einen besonderen Weg finden, um es ohne störanfällige Schleifkontakte zu den rotierenden Magnetköpfen zu führen.
Die Lösung brachte ein gleichfalls rotierender Video-Transformator, der aus zwei voneinander getrennten Hälften besteht. Das Oberteil - die Primärseite - ist fest mit der oberen Trommel und den Magnetköpfen verbunden und zentrisch zur Mitte angeordnet. Unmittelbar darunter befindet sich die feststehende Sekundärseite des Transformators auf der unteren Trommelhälfte. Die Übertragung erfolgt also berührungslos und absolut verschleißfrei auf induktivem Wege.
Die Wiedergabe
Bei „Wiedergabe" erreichen die Video-FM-Signale laut Abbildung 56 zuerst einen Begrenzer und werden hier in bekannter Weise von Störimpulsen, überlagertem Rauschen usw. befreit. Dies ist der eigentliche Hauptvorzug der FM-Umsetzung. Natürlich müssen die Signale danach wieder demoduliert werden, um als normale BAS-Signale entweder direkt einem speziellen Monitor oder - wie auf S. 35 erwähnt - dem Adapter im angeschlossenen Fernsehgerät zugeführt zu werden. Wir erkennen im unteren Teil der Abbildung 56 auch die Vergleichsstufe für die Erzeugung der Regelspannung zur Steuerung der Kopfdrehzahlen. Von dem Audio-Magnetkopf werden die Tonfrequenzen über einen Vorverstärker dem Niederfrequenzteil des Fernsehgerätes zugeführt.
Der Anschluß an Fernsehgeräte (aus 1970)
Soll der Heim-Video-Recorder an ein handelsübliches Fernsehgerät angeschlossen werden, so ist (zur Zeit = wir haben 1970 und Scart gab es noch nicht) ein Eingriff in den Fernsehempfänger nötig, um einen Anschlußadapter in die Schaltung einzulöten.
Hierbei wird vor der ersten Bild-Zwischenfrequenzstufe die Einspeisung eines vom Adapter kommenden ZF-Signals vorgenommen, während hinter dem Bild-Zwischenfrequenzverstärker die Auskopplung des aufzuzeichnenden Fernsehsignals erfolgt. Für die Ein- und Auskopplung verwendet man spezielle ZF-Transformatoren, mit denen gleichzeitig die notwendige galvanische Trennung zwischen Fernsehgerät und Video-Recorder sichergestellt wird.
Auf dem Adapter befindet sich ein Zwischenfrequenz-Oszillator und ein AM-Modulator, dem ein vom Recorder kommendes Video-Fernsehsignal (BAS-Signal) zugeführt wird. Im Modulator wird dieses Signal einem ZF-Träger aufmoduliert und kann somit nach Einspeisung über den Transformator vom ZF-Verstärker des Fernsehempfängers weiterverarbeitet werden.
Das Gerät als Monitor
Bei „Wiedergabe" dient das angeschlossene Gerät als Monitor, und die Aufzeichnung erscheint auf seinem Bildschirm.
Bei „Aufnahme" gelangt das ausgekoppelte ZF-Signal zunächst in den Videogleichrichter des Adapters, durchläuft eine Verstärkerstufe und steht als Video-Fernsehsignal (BAS-Signal) für die Aufzeichnung im Video-Recorder zur Verfügung.
Der Begleitton wird vor dem Lautstärke-Einsteller des Fernsehgerätes abgenommen und über einen NF-Transformator und entsprechende Umschaltkontakte zum Aufnahme-Wiedergabe-Verstärker des Recorders geführt bzw. von diesem wieder in den Tonteil des FS-Gerätes eingespeist.
Die Umschaltung des Adapters auf Wiedergabe- oder Aufnahmefunktion geschieht durch eine 12-Volt-Spannung, die über die Steckverbindung zugeführt und vom Recorder aus automatisch geschaltet wird.
Wenn das aufzuzeichnende Bild von einer Philips Mini-Kompakt-Kamera geliefert wird, so kann ihr HF-Ausgang mit den Antennenbuchsen des Gerätes verbunden werden. Nach Abstimmung auf den betreffenden Kanal erscheint das Bild auf dem Schirm des Fernsehgerätes und läßt sich in oben beschriebener Weise ebenfalls aufzeichnen.
Es sei an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, daß beim Erwerb des Video-Recorders eine Urheberrechts-Abgabe zusätzlich mit dem Kaufpreis entrichtet werden muß. Deshalb dürfen im Heim alle Fernsehsendungen für private Zwecke aufgenommen und wiedergegeben werden.
Und ganz zuletzt: Die Bedienung des Video-Recorders
Hierzu braucht verhältnismäßig wenig gesagt zu werden, denn die Bedienung der Video-Recorder LDL 1000/1002 ist praktisch so einfach wie bei einem normalen Tonbandgerät. Selbst das Auflegen des Magnetbandes macht keinerlei Schwierigkeiten, weil durch in gleicher Ebene laufende Bandteller und die einfache Bandführung an der Trommel kein Verheddern, kein „Bandsalat" auftreten kann.
Die Bedienungsorgane sind in Abbildung 57 wiedergegeben. Fünf Drucktasten steuern die Funktionen Stop, Bandlauf, schneller Vor- und Rücklauf sowie Aufnahme (in Verbindung mit der Taste Bandlauf). Mit dem dann anschließenden Bedienungsknopf schaltet man das Gerät ein bzw. aus und stellt den Aufnahme-Audiopegel anhand eines Instruments ein.
Ähnliches gilt für den mittleren Knopf, mit dem der Video-Pegel an einem zweiten Instrument eingestellt wird. Der letzte Knopf mit der Bezeichnung Tracking dient zur Feinregulierung des Bildes auf dem Schirm bei Wiedergabe, und zwar wird hiermit die genaue Phase (das richtige „Auflaufen" der Köpfe auf die Spuren) eingestellt. Dies bedeutet, daß man von Hand über die erwähnte Vergleichsstufe die Drehzahl der Trommel so genau einstellt, daß sie anschließend automatisch geregelt werden kann.
Im Bild äußert sich dieser Einstellvorgang durch das Verschwinden von Störungen, so daß ein einwandfrei stehendes, sauber geschriebenes Bild auf dem Schirm wiedergegeben wird.
Das war eine Philips Werbe-Broschüre aus 1970 !!
Ertens war das noch die schwarz weiß Zeit und zweitens gab es keine PCs zum beispiel mit Pagemaker oder Corel Draw, mit denen man solch ein Büchlein mal schnell zusammensetzen konnte. Der (oder die) Texter und der Grafiker hatten Wochen damit zu tun, das so hinzubekommen. Das muß man unbedingt respektieren.
.