Die VCR Recorder wurden 1971 erstmalig vorgestelt.
Die Japaner waren noch nicht so richtig in Sichtweite und es wurde weiter entwickelt, um eine gewisse Marktdurchdringung mit oder für VCR zu gewinnen.
Neu in 1977 : Video-Cassetten-Recorder N1700
Premiere in Berlin: Philips stellt auf der Internationalen Funkausstellung im August 1977 zum ersten mal der Öffentlichkeit den neuen Zwei-Stunden-VCR-Recorder N1700 vor.
.
Zur Bedienung
Das Styling des N 1700 wurde neu überarbeitet, um eine nach ergonomischen Gesichtspunkten leichtere Bedienbarkeit zu erreichen.
Einige Beispiele: die Netztaste ist als Impulstaste ausgeführt und nicht mehr mit dem Eject-Hebel kombiniert und fügt sich somit in die Linienführung des Bedienungsfeldes ein. Der Eject-Knopf selbst befindet sich an der funktionell optimalen Stelle, nämlich unmittelbar auf dem Cassettenfach.
Das Cassettenfach kann leicht aus dem Gerät entfernt werden und enthält auch das Reinigungswerkzeug, mit dem in den vorgeschriebenen Intervallen die Bandführung und der 180°-Umlenkstift gesäubert werden sollen. Der Tracking-Regler ist als Linearpotentiometer ausgebildet, so daß man mit einem Blick feststellen kann, an welcher Stelle des Regelbereiches man sich befindet. Die acht Stationstasten wurden beibehalten, während die »Schublade« mit den Abstimmpotentiometern und Bandumschaltern überarbeitet wurde.
Wie beim N 1502 ist die Digitaluhr auch beim N1700 bis zu drei Tage im voraus programmierbar. Sie wurde allerdings völlig neu gestaltet. Das Display besteht aus einer integrierten Vierfach-LED-Anzeige mit einer Ziffernhöhe von 15mm.
Die Bedienung und Einstellung der Uhr wird mit einem Schiebeschalter vorgenommen, der fünf Stellungen hat (Bild 1). Ist die jeweilige Funktion mit diesem Schalter gewählt, kann man mit den Tasten für den schnellen oder langsamen Vorlauf die Anzeige auf den gewünschten Wert einstellen. Der N 1700 hat damit im Vergleich zum N1502 eine echte »Einfingerbedienung«. Die Funktionstaste Activate kommt beim N 1700 nicht mehr vor, da sie im Prinzip überflüssig ist. Wenn die Uhr einmal für eine automatische Aufnahme gesetzt ist, genügt es, nun die Aufnahmebereitschaft durch Drücken der Tasten Start und Record herzustellen. Das Gerät ist dann zur Aufnahme entsprechend den mit der Digitaluhr gespeicherten Daten programmiert.
Das Laufwerk
Die Änderungen am Laufwerk zur Realisierung einer längeren Spieldauer sind relativ gering. So wurde die Drehzahl des Capstan um 40% reduziert und der Durchmesser entsprechend verringert, um die richtige Bandgeschwindigkeit zu erreichen, die insgesamt um 64% niedriger als beim N 1502 ist. Die Hysteresiskupplung wurde durch einen Motor ersetzt, der bei Fehlbedienungen eine Schlaufenbildung sicher vermeidet.
Aufgrund der geringeren Videospurbreite sind die Toleranzen jener Konstruktionselemente, die den Bandlauf bestimmen, eingeengt worden. Übrigens ist die für die Aufzeichnung eines Halbbildes benötigte Bandfläche etwa 14mm2 groß.
Rechnet man dies auf das Format eines Kleinbildfilmes um, so entsteht ein Rechteck von 3x4,5 mm. Eine bespielte Cassette VC 60/130 enthält dann ungefähr 390.000 dieser kleinen fiktiven Mikrofilmbilder. Die Kopfscheibe des VCR-Gerätes N1700 wurde aus Systemgründen geändert. Jetzt sind die Videoköpfe mit einer Spurbreite von 85um nicht mehr einander gegenüber angeordnet, sondern am Umfang um eine Zeile (ca. 0,52mm) versetzt. Die Gründe dafür werden bei der Beschreibung des elektrischen Teils angeführt. Interessant ist weiter, daß die Videoköpfe erst nach der Montage auf der Kopfscheibe fertig bearbeitet werden, da bei einer Breite der Köpfe von nur 0,085mm schon wenige Tausendstel Millimeter Höhenunterschied zu einer Überlappung der Videospuren führen würde. Dies hätte eine Beeinträchtigung der Bildwiedergabe zur Folge gehabt.
Der Elektronikteil
Die Elektronik des Gerätes befindet sich zum überwiegenden Teil in den bekannten Modulen, wie sie auch in Philips Fernsehgeräten und im N1502 verwendet werden.
Das Netzteil und die Steuerungselektronik für das Laufwerk sind wie beim N1500 auf einer Printplatte unterhalb des Laufwerks angeordnet. Die Signalelektronik unterteilt sich in Empfangsteil und UHF-Modulator, Helligkeitssignal und FM-Aufbereitung, Farbsignal-Aufbereitung, Audioteil und Servoteil (Bild 2).
Der Empfangsteil des N1700 entspricht völlig dem des N1502, inklusive der automatischen Senderfeinabstimmung. Der UHF-Modulator ist eine Neuentwicklung mit dem Vorteil, den ganzen Abstimmbereich von Kanal 32 bis 42 ohne Korrektur des Modulationsgrades und der Restträgerunterdrückung ausnutzen zu können.
Das Modul für die Senderaufbereitung wurde etwas modifiziert, um die volle Qualität des Wiedergabesignals übertragen zu können. Das Modulatorsignal enthält wieder eine Identifikationsinformation, die es dem Fernsehgerät ermöglicht, die Zeitkonstante des Horizontalphasendiskriminators dem VCR-Signal automatisch anzupassen. Es soll nun auf die Gründe für die andere konstruktive Ausbildung der Kopfscheibe bzw. auf das Tilted-gap-Verfahren eingegangen werden.
Dieses Verfahren ist eine Voraussetzung dafür, daß die Videospuren dicht an dicht, d.h. ohne Spurabstand geschrieben und störungsfrei gelesen werden können. Es ist bekannt, daß bei bisherigen Videorecordern Abweichungen der Tracking-Position zu Bildstörungen führten, weil die Videoköpfe nicht nur eine Spur, sondern z. T. auch schon die benachbarte Spur lesen.
Neue Azimuteinstellungen
Von Audiobandgeräten her ist der Effekt des Höhenverlustes bei unkorrekter Azimuteinstellung des Tonkopfes bekannt. Gerade diesen Effekt aber macht man sich hier zunutze, indem man die Spalte der Videoköpfe einmal +15° und einmal -15° von der Senkrechtstellung (bezogen auf die Bandkanten) bezüglich der Laufrichtung abweichen läßt und das in dem Bereich von 3,3 bis 4,8 MHz frequenzmodulierte Luminanzsignal sozusagen als »Höhen« betrachtet. Bedingt durch den Winkel von 30° zwischen den Kopfspalten wird nun von der Nachbarspur nahezu nichts mehr gelesen (tatsächlich verschwindet das FM-Signal im Bandrauschen).
Das Farbsignal auf Band hat bekanntlich eine Frequenz von 562,5 kHz, entsprechend dem 36fachen der Zeilenfrequenz. Dies ist eine relativ niedrige Frequenz, für die der Effekt von Tilted-gap erst bei größeren Spurabweichungen (26um Spurabweichung für die erste Auslöschung) zum Tragen kommt. Bei einer Spurabweichung von 13um tritt ein maximales Übersprechen des Farbsignals der Nachbarspur auf. Die Amplitude des Störsignals beträgt dann ca. 10% des Nutzsignals.
Sichtbare Farbstörungen treten nicht auf, da
1. das Farbsignal amplitudenmoduliert auf Band aufgezeichnet ist und demzufolge die Phasenlagen des Farbträgers bezüglich der Farbachsen nicht verändert werden und
2. durch die Einhaltung des Zeilenkriteriums die Nachbarspuren dieselbe Phasenlage des Farbträgers enthalten.
Selbst bei Abweichungen der Phasenlage, bedingt durch Schwankungen des Zeilenkriteriums, die durch Ungleichförmigkeiten in der Kopfscheibenrotation und des Bandtransportes hervorgerufen werden, entstehen keine Farbfehler, da das PAL-System diese Phasenfehler ausgleicht.
Bedingung dafür ist allerdings, daß die Nachbarspur dieselbe Farbphase hat. Für die (B-Y)-Achse ist dies von selbst gewährleistet. Für die (R-Y)-Achse, die bekanntlich vom PAL-System her zeilenweise umgeschaltet wird, ist dies durch den Kopfversatz um eine Zeile garantiert.
Das Helligkeits- oder Y-Signal durchläuft vor dem FM-Modulator einen Tiefpaß, ehe es frequenzmoduliert wird. Die Hubgrenzen beim N1700 sind 3,3 MHz für die Synchronspitze und 4,8 MHz für den Weißpegel. Der Weißclip begrenzt die höchste Frequenz auf 5,4 MHz. Der Schwarzclip entfällt, da die Preemphasis zur Rauschverminderung bei Wiedergabe verändert wurde und die Beibehaltung des Schwarzclips sonst Formveränderungen des Videosignals zur Folge hätte.
Bei Wiedergabe gibt es nur noch einen einzigen FM-Demodulator, da die Drop-out-Umschaltung schon im FM-Bereich durchgeführt wird. Die Crispening-Schaltung wurde durch einen speziellen FM-Frequenzgang im FM-Modulator ersetzt, der den Effekt von Crispe-ning nun rauschfrei bringt, da die Beeinflussung des Signals bei Aufnahme erfolgt.
Das Farbsystem ist völlig gleichgeblieben.
Es ist jedoch durch den Einsatz von neuen, speziell für VCR entwickelten ICs gelungen, die Sättigungsschwankungen, die durch Farbübersprechen hervorgerufen werden, auszuschalten. Im Audioteil gibt es zwischen N 1700 und N 1502 nur Unterschiede in den Entzerrungsfrequenzgängen aufgrund der unterschiedlichen Bandgeschwindigkeit. Der komplette Audioteil konnte in einem Modul konzentriert werden, nur der Löschoszillator befindet sich außerhalb des Moduls in der Hauptprintplatte und ist mit einem Siliziumtransistor bestückt.
Der Servoteil des N 1700 entspricht der Schaltung des N 1502 aus neuester Produktion unter Beibehaltung der Gesamtanzahl der Module. Zwei Module sind dabei identisch mit entsprechenden Funktionsgruppen im N 1502.
Die signifikante Verbesserung im neuen Gerät liegt beim Bandservo. Im Gegensatz zu N1502-Geräten aus früherer Produktion, "wo" die Bandgeschwindigkeit innerhalb des Aussteuerungsbereiches der Motoren nicht begrenzt war, kann sich das Band beim N1700 und den Geräten der N1502-Serie aus laufender Produktion, nur mit der richtigen Bandgeschwindigkeit bewegen, und zwar selbst bei fehlenden Bandsynchronimpulsen in Stellung Wiedergabe.
Verbessert wurde überdies das Einfangverhalten der Servoschaltung, so daß die Einregelzeit im Durchschnitt nur eine Sekunde beträgt. Der Tracking-Regelbereich ist mit 60ms beim N1700 doppelt so groß wie beim N1502. Der Grund hierfür ist leicht einzusehen: die Videoköpfe können aufgrund von Tilted-gap immer nur ihre eigene Spur lesen, d. h. wenn aus Gründen der Wiedergabe von Fremdaufnahmen ein Regelbereich von einer lesbaren zur nächsten lesbaren Spur notwendig wird, ist ein minimaler Regelbereich von 40 ms erforderlich.
Erste Erfahrungen mit dem Longplay-VCR-Recorder N 1700 haben die Erwartungen, die in dieses Konzept bezüglich Bildqualität, Stabilität der Wiedergabe und Austauschbarkeit der Cassetten gesetzt wurden, voll und ganz erfüllt.
R. Drabek
Bild 2 Nach Abnahme des Oberteils können die Teilchassis in die Serviceposition geklappt werden.