1974 - Die Entwicklung und Technik der Laserdisc (Juli 2009)
Eigentlich sind die unendlich verschiedenen Konzepte der Telefunken Bildplatte und der Philips Laserdisc beide so um bzw. ab 1970 vorangetrieben worden. Hatte Telefunken die DECCA Spezialisten mit im Boot, so hatte Philips (LaserVision) sich mit dem Partner MCA aus den USA (DiscoVision) verbündet.
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Dazu etwas Grundsätzliches
Offensichtlich gab es aber in den beiden großen europäischen und auch in den sehr großen asiatischen Firmen grundlegende Unterschiede im Verständnis von Marketing und Erfolg. Denn sowohl Grundig (VCR und Video 2000) als auch Sony (Betamax, Elcaset, DAT, MD) als nur zwei Beispiele mußten es später leidvoll erfahren, der Markt und damit der Erfolg wurden über Jahrzehnte bis weit über 2000 hinaus in den USA gemacht. Das mag sich mit der EU geändert haben, damals war es jedenfalls ein ungeschriebenes Gesetz. Floppt ein System oder ein Produkt in den USA, ist es weltweit nahzu tot bzw. pleite.
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Beratungsresitent oder unbelehrbar ?
Bei Telefunken waren anscheinend immer noch die alten Manger aus der Zeit nach dem Krieg und dem grenzenlosen Wirtschaftswachstum am Ruder. Also wurde die TED Bildplatte nach dem PAL Erfolg in Europa forciert, jedoch ohne den erhofften Erfolg. Mehr dazu auf den TED Seiten.
Philips ließ seinem Partner MCA in den USA 1974 den Vortritt. Und ganz bestimmt beäugten sie in Holland die Events mit der Bildplatte in den USA mit Argusaugen. Also - der Content auf der Laserdisc muß stimmen. Die "Kiste", der Player kann noch so genial sein, wenn es keine oder zu wenig Inhalte gibt, wird das nichts. Auch darf kein lukratives Geschäftsfeld (zumeist Sexfilme und Pornofilme) augeschlossen werden und schon gar nicht mit fadenscheinigen heuchlerischen (also durchsichtigen) Argumenten.
Die Philips Laserdisc (Laser Vision) kam erst 1982
In einem Artikel aus einem Magazin von Aug. 1982 entnehmen wir verschiedene Daten. Man reflektiere auf das neue deutsche Heimkino Erlebnis (Grundig hatte bereits seinen Cinema 9000 Farbfernseh- Projektor mit leidlichem Erfolg auf dem Markt.)
Großtönende wortgewaltige Sprüche wie "ein Zauberspiegel der Neuzeit" oder "die Zukunft ins Haus bringen" oder "eine Revolution in Bild und Ton" wurde kreiert. Der Bildplattenspieler "Laser Vision" sei ein "Wunderwerk der Technik", so klang es auf der Fachmesse HiFi-Video 82 in Düsseldorf.
Die Sprüche und die Realität . . . .
In 1985 sollen bereits 1.2 Millionen solcher Abspielgeräte in deutschen Wohnzimmern stehen (wurde prognostiziert). Und der Markt für die zugehörige Software (die Platten) solle 2,3 Milliarden Mark groß werden. Weise Verteibsfachleute warnten vor überzogenen Erwartungen aufgrund anderer Erfahrungen.
Denn neben Philips LaserVision gab es damals noch zwei weitere Systeme, die auf dem Markt Chancen gehabt hätten:
- Der amerikanische Hersteller RCA entwickelte ein Gerät, das wie ein herkömmlicher Schallplattenspieler funktioniert (CED-System); dabei tastet eine Diamantnadel die mit Rillen versehene Bildscheibe ab, in die sämtliche Bildinformationen als winzige Erhöhungen und Vertiefungen eingepreßt sind; 1981 brachte RCA die ersten CED-Geräte auf den amerikanischen Markt.
- Die japanische Firma JVC konstruierte einen Bildplattenspieler, bei dem ein Abtastarm mit Gleitsensor die Signale aufnimmt (VHD-System); die Bild- und Toninformationen sind auf der rillenlosen Platte in Form von elektrischen Signalen festgehalten; VHD-Geräte sollten schon in diesem Jahr im großen Maßstab produziert werden, doch die Markteinführung verzögerte sich immer wieder.
Die konkurrierenden Bild (-speicher-) platten Entwicklungen und die Entwicklungen der Video- und Magnetbandtechnik schritten auch kräftig voran. Am Ende waren aber alle mechanischen Bildplattenverfahren von RCA und Anderen (mause-) tot.
Eine Vielzahl von Parallel- und Nachentwicklungen
Erfunden hatte diese berührungslose Abtasttechnik ein Amerikaner David Paul Gregg in 1958. Er hatte 1961 ein Patent darauf erhalten und dieses 1968 an MCA verkauft. Und Philips dagegen hatte schon lange ein geniales Röhren- Forschungslabor und Entwicklugszentrum in Breda, dort wurden (unter anderem) die Fernseh- Aufnahmeröhren (Plumbikon) und auch Laser- Röhren entwickelt und hergestellt. Und so taten sich MCA und Philips zusammen und forcierten auch ein einheitliches Aufzeichnungs-Format. MCA produzierte laut diversen Quellen die 30cm Scheiben und Philips produzierte das Abspielgerät.
Bereits 1972 präsentierte MAC diese Laserdisc der (amerikanischen) Öffentlichkeit. Die Marktreife gelang aber erst 1978 und die Scheiben und auch der Player wurden dann zuerst unter dem MCA Namen DiscoVision in den USA verkauft.
Philips entwickelte das (Abspiel-) System weiter und stellte sein LaserVision Sytem ab Frühjahr 1982 in den USA und England vor. In Deutschland begann dann der Verkauf im Herbst 1982.
Die Technik wurde sehr oft "weiter-" entwickelt.
Aus den Pressetexten entnehmen wir, daß an dem System der Laserdisc kontinuiertlich weiterentwickelt wurde. 1986 stellte der Japaner Pioneer sein Laserdisc System vor. Diese ganzen Systeme sind zwar irgendwie alle kompatibel, doch ist es letztendlich reichlich verwirrend, wer welche Technik abspielen kann.
Die Scheibe ist wie unsere europäischen Langspielplatten 30cm (11.81 inches) (oder die Kleinen auch nur 12cm) groß und kann beidseitig genutzt werden. Dazu gibt es zwei Verfahren, die Bilder da drauf zu bringen, entweder konzentrische Kreisspuren (Ringe) oder eine spiralförmige Spur wie bei der heutigen CD oder DVD. (also entweder CAV- oder CLV-Format.)
Die Platte (also keine Folie wie bei der TED Platte) dreht ebenfalls mit 1500 U/m (PAL). Das ergibt bei PAL dann etwa 64 Minuten pro 30cm Seite. (Die 21cm TED Folie kann nur 10 Min pro Folie speichern.
Die Abtastung begann anfänglich mit einem rot-orangen Helium-Neon Laser-Rohr, bevor etwa ab 1984 die Halbleiterlaserdioden diese Röhre gänzlich ablösten.
Ganz viel über die (US-) Technik steht hier : en.wikipedia.org/wiki/Laserdisc
Die Tonspuren wurden zwar auch immer weiter aufgebohrt. Doch konnte auch das den Erfolg in Europa nicht erzwingen.
Inzwischen bekannte Probleme
Wenn wir heute den Abtastlaser eines CD oder gar DVD Laufwerkes mit dem Linsenkopf (in dem Kopf steckt nur die Linse) der Philips Technik von 1980 vergleichen, sehen wir schon an den Dimensionen, daß diese große Masse schon in der tangentialen Richtung Trägheitsprobleme hatte. Und wenn dann eine Scheibe "eierte", konnte der Linsenkopf der Spur nicht mehr folgen. Es gab ein sogenanntes Übersprechen (der Bilder), eigentlich so nur bei Musik vom Stereo-Tonband bekannt.
Diese Probleme wurde alle mit der modernen automatischen Spurfolgeregelung mit Linearmotoren in den neuen kleinen Laserköpfen gelöst. Dafür hatte die Halbleiter-Laserdiode andere Probleme mit der unscharfen Focussierung des Laserstrahles. Das konnte die alte (Laser-) Röhrentechnik wiederum besser, schärfer und damit genauer.
Mehr über die Abspieltechnik und den (zerlegten) Philips Player VLP 720 finden Sie auf deser Seite.
Warum hatte die Laserdisc so lange überlebt ?
Die nahezu verschleißfreie analoge Qualität war etwas besser als S-VHS und damit kam man zumindest in den USA an NTSC Studioqualität ran.
Und: Man konnte sie damals (also anfänglich) noch nicht kopieren. Und sie ging eigentlich nicht kaputt (bis auf die Probleme mit Laserrot). Darum war das lukrative Video-Verleihgeschäft eine lange Zeit absolut geschützt. In den USA und in Japan, sogar in Hongkong erfreute sie sich größerer Beliebtheit.
In Europa war die Laserdisc lange Zeit ein "obscures" Format ohne Erfolg. Philips und MCA trennten sich schon früh, nur Pioneer baute extrem lange (bis Jan. 2009) noch seine Abspielgeräte.
Gegen die moderne Technik der voll digitalen DVD und die dort erreichbare PAL und HDTV Qualität war kein Kraut mehr gewachsen.
Wenn Sie etwas googeln, finden Sie noch viele andere Informationen über die Bildplatten. Ob die wirklich alle stimmen, sei dahingestellt, amüsant sind sie auf jeden Fall.
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