1970 - Die Entwicklung und Technik der TED Bildplatte
Nachdem zu viele Gerüchte über diese Telefunken Entwicklung herumgeistern, versuchen wir hier die bekannten Informationen zu bündeln.
Also:
Die TED Bildplatte wurde bei Telefunken und Teldec vor und um 1970 gemeinsam von vier Ingenieuren Dr. Gerhard Dickopp (AEG-Telefunken), Hans Joachim Klemp and Horst Redlich (beide bei Teldec) and Eduard Schüller (AEG- Telefunken) entwickelt. E. Schüller hat sich bereits vor dem Krieg bei der AEG mit der Entwicklung des Magnetophons bzw. des eigentlichen Tonkopfes einen Namen gemacht. (Mit Horst Redlich von Teldec ist der Autor Gert Redlich leider überhaupt nicht verwandt.) Teldec ist wiederum ein sogenanntes Joint Venture von AEG-Telefunken und Decca gewesen. Die Erstvorstellung (Weltpremiere) erfolgte mit einem AEG Prospekt im Herbst 1970 in Berlin.
Sowohl Telefunken wie auch Decca haben sich bereits seit mehr als 30 Jahren mit anspruchsvollen Ton- und Schallpattengeräten in den Studios wie auch im Consumer Bereich aller Art große Verdienste erworben. Auch haben sie anspruchsvolle Tonträger (Platten und Bänder) über ihre Tochtergesellschaften auf den Markt gebracht. Sowohl Telefunken und Teldec wie auch die DECCA Platten genießen einen sehr guten Ruf, sowohl was die technische Qualität der Aufnahmen an sich wie auch die Auswahl der "verlegten" Künstler angeht.
Eine Quelle schreibt:
Funkausstellung in Berlin 1973
Telefunken präsentiert den TED-Bildplattenspieler TP 1005 (TED = Television Disc), der für DM 1.148,- ab Januar 1974 in den Handel kommen soll. Eine 10-Minuten-Platte soll je nach Inhalt etwa DM 10,- bis DM 25,- kosten.
Philips dagegen demonstriert erstmalig öffentlich die Video-Langspielplatte nach dem System VLP (Video Long Play) mit Laserabtastung. (Anmerkung: inzwischen besser bekannt als die "Laserdisc".) Das Abspielgerät bietet Funktionen wie z. B. Standbild, Zeitraffer, Zeitlupe, Einzelbildschaltung und ist fernbedienbar. Die Speicherkapazität einer VLP-Platte beträgt maximal 45 Minuten. Eine Markteinführung ist aber nicht vor 1975 geplant.
Später soll der Telefunken TD 1005 Player jedoch (anfänglich) ca. 1600.- Mark gekostet haben. Telefunken ist es vor und während der Verkaufszeit der TED nicht gelungen, eine kritische Masse an fertigen Platten / Content anzubieten und dazu in Europa noch weitere Lizenznehmer zu finden, obwohl bespielte Platten von 6 "Verlagen" angeboten wurden.
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Die damalige Konzeption (von 1968/1970) aus heutiger Sicht
Wie wir wissen, waren außer dem Herrn Schüller (er war schon bei den AEG Magnetophonen mit dabei) auch Teldec und Decca mit im Boot und es war bereits 1970. Auch der erste professionelle Quadruplex Videorecorder von Ampex mit dem Wissen um all seine Vorläufer war bereits seit 1956 auf dem Markt.
Was bedeutete das ? Alle Experten wußten, daß bei der normalen Langspielplatte im wirklich allergünstigsten Falle 22 Kilohertz Grenzfrequenz zu erreichen waren. Dann war die Mechanik ausgereizt. Um wieviel ließe sich das wohl noch steigern bei 3facher oder 10facher Geschwindigkeit?
Welche Probleme treten bei einer deutlichen Erhöhung der Geschwindigkeit auf?
Das haben die Magnetband Experten alles bereits hinter sich. Sowohl Bing Crosby als auch die Ingenieure der BBC und von RCA versuchten damals (vor 1956), ein Magnetband einfach 30 oder 40 mal schneller an dem/den Köpfen vorbei laufen zu lassen mit sogar 4 oder 8 oder 10 Spuren gleichzeitig. Es mißlang, die Übertragung von solch hohen Frequenzen auch mit dieser extrem hohen Kopf/Band Geschwindigkeit funktionierte so nicht.
Es gab auch damals bereits Versuche, das mechanisch ähnlich der bekannten Schallplatte zu lösen, doch nur mit 400 Zeilen und nur schwarz-weiß. Das Kernproblem bei all diesen Versuchen war die exorbitante Reibung des Abtatsters mit dem dehenden Material.
Und so war der TED Platte genauso wie damals auch dem mechanischen Fernsehen von Paul Nipkow keine Zukunft beschert. Es stellt sich im Nachhinein nur die Frage, stand Telefunken damals bereits so weit mit dem Rücken zur Wand, daß man das Projekt TED Bildplatte unbedingt durchboxen mußte ?
Über die Technik der Platte (Folie)
Die runde 210mm PVC-Folie (12") enthält (definitiv!) eine einzige spiralförmige Rille von außen nach innen (viele andere "Experten" im Internet in den Foren und auf eigenen Seiten sprechen leider dillettantisch von konzentrischen Kreisrillen).
Die Platte/Folie dreht mit recht hohen 1500 U/min auf einem Luftpolster (die analoge Schallplatte dreht mit 33 1/3 U/min), die immer gleich breite Rille hat einen Abstand von 0,007mm zur nächsten Umdrehung. Das ergibt theoretisch eine Speicherdichte / Informationsmenge von 130 bis 150 Rillen pro Millimenter.
Der Kopf wird nicht durch die Rillenflanke nachgeführt wie bei einem modernen Tangential- Plattenspieler, sondern leider voll mechanisch mit einem riesen Aufwand.
Die Abtatstung erfolgt aber gänzlich anders als bei der bislang bekannten Schallplatte, der Informationsgehalt steckt in "einer Art Huppeln" auf dem Grund der Rille. Diese Informationen werden durch Druck-Impulse (auf den kufenförmigen Abtastdiamant) piezo-elektrisch in elektrische Signale gewandelt.
Die Folien-Platten sollten angeblich ca. 1.000 mal abgespielt werden können, bis die Qualität eine Grenze (aber welche) erreicht hätte. Vermutlich hat das aber nie jemand ausprobiert. Auch über die Lebensdauer des Diamanten, speziell des alleruntersten Radius an der Kufe am Rillenboden, gibt es auch keine verlässlichen Aussagen mehr.
Bei den VHS Videorecordern zumindest der 2. Generation (die Ersten kamen etwa 1976 auf den Markt, also ab ca. 1980) spricht man von einer Kopflebensdauer von mindestens 3.000 Stunden.
Bei den VHS Bändern hat man jede exakte Aussage vermieden, die nachprüfbar gewesen wäre. Wir wissen nur, daß die Bänder / VHS Kassetten aus Videotheken / Leihgeschäften nach ca. 1 Jahr (= 50 bis 80 Ausleihungen) bereits sehr stark gelitten hatten.
Doch der Vergleich dieser Technologien von 1970 bis 1976 ist sehr schwer. Zumindest der Vergleich der Bildqualität bei der Videobandbreite, also den 2,7 MHz, ist mit Einschränkungen möglich.
Bei jedem Neugerät war (angeblich?) eine Test-Platte mit einem Farbbalken mit dabei. Damit konnte man überhaupt erst den Fernseher einstellen, der nur über den Antenneingang das damit qualitativ bescheidene Bild des TED Plattenspielers empfangen konnte.
Nach unseren bisherigen Informationen war die Bild-Qualität wirkich sehr bescheiden, es müssen weniger als 240 Linien (das entspräche etwa VHS) gewesen sein.
Obwohl unser PAL-Farbfernsehen erst 5 Jahre alt war, war diese Qualität in Verbindung mit der 10 Minuten Spieldauer ganz offensichtlich nicht nach draußen vermittelbar. Und bei nur ganz geringem Abdriften der Senderfrequenz des sogenannten HF-Modulators (des Mini-Fernseh-Senders im TP 1005) ging die Farbe auch noch in die Knie, das war dann das Aus für dieses System.
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Der Kommentar vom Autor gr:
"Radio Eriwan" würde jetzt vermelden:
Erstens: - Hinterher ist man immer schlauer ! - was für eine Erkenntnis.
Doch für Telefunken war es einer von mehreren Sargnägeln. Ein paar Jahre vorher hatte Telefunken den kleinen Hersteller des Minfon übernommen und auch damit kein Glück gehabt.
Wieviele Flops kann sich eine Firma von der Größenordnung AEG/Telefunken leisten ?
Wenn wir heute (2009) aus der Retroperspektive das damalige Umfeld im Video- Consumerbreich abklappern und mit der TED- Bildplatte vergleichen, dann sind wir deshalb so schlau, weil inzwischen alles andere, das an Luftblasen an den Verbraucher-Himmel lanciert wurde, (damals) auch "nur" eine Ideensammlung war. Keiner von diesen "Marktschreiern" war wirklich fertig, auch wenn angeblich fast immer nur fertige Produkte in der Presse auftauchten.
Und heute tauchen alle diese Informationen so nach und nach im Internet auf. Die waren damals aber alle als Firmengeheimnisse deklariert und draußen einfach nicht verfügbar, jedenfalls für die normalen Menschen wie auch den Redakteuren..
Wenn ich also heute über die Interna der BTS/Fese Entwicklungen eine Glosse nach der anderen erzähle bzw. aufschreibe, weil die pensionierten Mitarbeiter nun risikolos davon berichten konnten, so war das damals völlig anders. Die wollten sich natürlich nicht um ihren Job bringen (reden) und wenn der Flop mit der Fese KCI auch noch so "laut" gegen den Himmel stank. Auch der bereits damals abzusehende Flop mit dem Projekt Quartercam war damals einfach nicht diskussionsfähig, weil er von ganz oben verordnet war.
Gleiches galt und gilt für das Uher Flaggschiff, das Magnetbandgerät SG 631 mit dem sogenannten Omega Drive. Der hatte im Labor hervorragend, im Feld draußen aber miserabel funktioniert. Das wird natürlich von alten Uher Leuten vehement bestritten. Auch das war (nur?) fast der Todesstoß für die Firma Uher damals.
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